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Informationen zu Ina Seidel

Ina Seidel wurde 1885 in Halle/Saale geboren und starb 1974 in Ebenhausen. Der aus dem bürgerlichen, christlich-protestantischen Milieu entstammenden Schriftstellerin Seidel gelang 1930 gegen Ende der Weimarer Republik mit dem Roman „Das Wunschkind“ der literarische Durchbruch. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 begrüßte sie. Dies war auf ihre blinde Hingebung zu Adolf Hitler zurückzuführen, den sie als die Massen begeisternde Führerpersönlichkeit und Retter Deutschlands feierte. Daraus erklärt sich ihr schriftliches Treuegelöbnis vom 23. Oktober 1933 zusammen mit 87 weiteren deutschen Schriftstellerinnen und Schriftstellern auf Adolf Hitler und ein enthusiastischer Glückwunsch zu Hitlers 50. Geburtstag (20. April 1939), der in mehreren Zeitungen nachgedruckt wurde.

Wie Briefe von Ina Seidel an ihre Mutter zeigen, stand sie innerlich, zumindest in den ersten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft, dem NS-Regime allerdings eher distanziert gegenüber. Sie übte versteckt Kritik an den Boykottaktionen gegen jüdische Geschäfte am 1. April 1933 und lehnte die Einführung von Arier-Paragraphen ab. Außerdem wurde sie nicht Mitglied der NSDAP. In der Praxis hingegen unternahm sie nichts, um von den Nationalsozialisten verfolgten oder bedrängten Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu helfen, obgleich sie z. B. von Ausschlussmaßnahmen gegen missliebige Schriftstellerinnen und Schriftstellern aus den Schriftstellervereinigungen wusste oder von der KZ-Haft des Verlegers Peter Suhrkamp, der zu ihrem Verwandtschaftskreis zählte.   

Die Breitenwirkung der Werke von Ina Seidel war im nationalsozialistischen Staat enorm. Sie zählte zu den vielgelesenen Autoren im Dritten Reich, ihre Werke wurden im Schulunterricht verwendet und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Mädchenschulen erhielten ihren Namen. Eines ihrer vielen Huldigungsgedichte auf Hitler gehörte zur „Tornisterschrift“ eines jeden deutschen Soldaten an der Front. Im zweiten Weltkrieg veröffentlichte sie pathetische Schriften, die den Kampfgeist der deutschen Truppen und der „deutschen“ Heimatfront zu stärken versuchten. 1944 wurde sie von Hitler persönlich in der „Gottbegnadeten-Liste“ zu den wichtigsten deutschen Schriftstellern gezählt (insgesamt sechs). Ina Seidel ist dennoch nicht als eine völlig vom nationalsozialistischen Gedankengut „durchtränkte“ Schriftstellerin anzusehen. 1942 wies die Partei-Kanzlei der NSDAP den Wunsch der Universität Bonn zurück, Seidel den Ehrendoktortitel zu verleihen, weil ihr Roman “Lennacker“ [1938 erschienen] zu stark christliches Gedankengut enthalte.

Nach dem zweiten Weltkrieg versuchte sich Seidel nicht immer glaubwürdig von ihrer Haltung in der NS-Zeit zu distanzieren, setzte sich allerdings in großer Offenheit mit ihrer eigenen Schuld auseinander.